Superman: The Death of Superman 2016 Edition
Drei Jahrzehnte hat dieser Comic auf den Buckel und der Inhalt ist für mich ein größerer Kulturschock als die Marvelcomics aus den 1960ern und 1970ern, die ich kürzlich gelesen hatte. Wer sind all diese Leute? Was sind denn das für Klamotten? Lois Lane, was hast du da nur für Hosen an?
Es ist schon belustigend wie fremd eine Welt doch zu einer Zeit sein kann, die man eigentlich selbst miterlebte. Doch diese Welt ist interessant. Superman wirkt älter als man es heutzutage gewohnt ist. Neben ihm besteht die Justice League aus Charakteren, die man kaum kennt. Mir sagte von denen nur Blue Beetle vorher etwas. Lex Luthor hat eine rote Mähne, er ist auch gar nicht das Original, sondern der gleichnamige Sohn. Außerdem hat er anscheinend eine Beziehung mit Supergirl.
Ich habe zwar viele Fragezeichen über den Kopf schweben, aber diese unbekannte Welt löst einen gewissen Reiz aus. Von dieser will ich später noch mehr entdecken, was ich gar nicht erwartet hätte.
Der Inhalt war mir schon im Vorfeld grob bekannt. Doomsday taucht auf und im Kampf gegen ihn stirbt Superman. Das kann man sich teilweise ja schon durch den Titel denken. Dennoch hat das Geschehen mich schon gepackt, auch wenn es nüchtern betrachtet fast nur ein sehr langer Schlagabtausch zwischen den beiden Kontrahenten ist. Anfangs gab es noch andere Beteiligten wie die Justice League, doch diese konnte nicht viel ausrichten. Hier wundere ich mich schon bei dem Gezeigten, warum es nicht mehr Tote unter den Helden gab. Gerade machne Szenen waren schon sehr brutal. Man hört auch regelmäßig, dass es viele Tote und Verletzte gibt, doch diese sieht man fast gar nicht. Der Fokus liegt dann eher auf Verwüstungen. Wobei man sich kurz die Zeit nahm, um auf das Schicksal einer einzelnen Familie einzugehen.
Der Comic beginnt mit vier Seiten, die für Doomsday notwendig waren um aus einem nicht näher beschriebenen Behälter auszubrechen. Er trägt einen merkwürdigen Ganzkörperanzug und ein Arm ist ihm an den Rücken befestigt. Das Outfit ist schon irgendwie lächerlich. Hier würde ich lieber gleich den unbekannten neuen Charakter vollständig zeigen, anstatt ihn erstmal in einer bunten Abfalltüte einzuwickeln. Sein Handicap erst mit einem Arm zu beginnen wirkt angesichts seiner Kraft auch zu sehr aufgesetzt. Zumindest schafft man damit eine Erklärung, warum die Helden am Anfang "nur" schwer verletzt werden und dank anderen noch Überlebenschancen haben.
Das unbekannte Monster bleibt mysteriös. Es gibt ein paar Wissenschaftler, die eine Theorie über seine Herkunft aufstellen, doch es wird nicht weiter darauf eingegangen. Doomsday spricht nicht, er scheint über keine wirkliche Motivation zu verfügen, er vernichtet einfach nur alles, was ihm unter die Fäuste kommt. Im Prinzip ist er auch einfach stärker als jeder vorherige Gegner Supermans, damit er das Ziel aus Autorensicht erreichen kann. Das ist schon unbefriedigend, wenn man drüber nachdenkt.
Ein paar Mal verhindert Lex, dass Supergirl eingreift. Als sie schließlich dann doch loszieht, kann sie einen Überraschungsangriff landen, ist danach jedoch schon mit einem Schlag besiegt. Müsste sie nicht ähnlich stark wie Superman sein? Ich verstehe auch nicht, warum ihr Gesicht sich wie Knete verformt und sie anschließend als so eine Art Mannequin zu Boden geht. Hier hätte ich mir in dieser Edition gern eine kurze Erklärung zu all den Besonderheiten gewünscht.
Superman hingegen bekommt eher nur Risse in seinem Anzug, untermalt mit blutigen Streifen. Hier ist mir negativ aufgefallen, dass er am Bauch leicht aufgeschlitzt wurde und beinah schwarzes Blut rausquirlt, während im nächsten Heft die gesamte Bauchpartie unbeschadet ist und er eher nur Kratzer an den Beinen mit normal rotes Blut besitzt.
Letztendlich fällt Doomsday am Ende einfach um, Superman jedoch auch. Über Textboxen und Reaktionen von Passenten wird vermittelt, dass Superman im Sterben liegt, doch als Leser konnte ich diesen Eindruck nicht gewinnen. Superman sieht quasi genau so aus, wie die letzten Hefte davor. Durch die Inkonsequenz der Darstellung sah er sogar schon schlimmer aus. Da er noch nie vorher gestorben ist müsste man eigentlich eher annehmen, dass er halt völlig fertig ist, aber nach einem Nickerchen würde er schon wieder.
Tja, das große Finale kann ich leider nicht nachempfinden. Es ist quasi ein Wrestlingmatch, wo das Ende nicht so überzeugend inszeniert wurde. In einem der vorherigen Panel stand Lois sogar nur eine Armlänge entfernt neben den beiden Kontrahenten, was ein wenig unglaubwürdig ist. Hier hätte man es ruhig bei den vorangehenden Abschiedskuss belassen können.
Die Dramatik des eigentlichen Kampfes lebt in meinen Augen eher von den verschiedenen Presseberichten als von der Action selbst. Durch den fehlenden Hintergrund empfinde ich Doomsday als eine Art Naturgewalt anstatt einen klassischen Schurken. Dadurch ist der Comic inhaltlich zwar flach, doch das Geschehen an sich besitzt eine sehr individuelle Note.
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