Teil 2: Auf dem steinigen Weg
Kurz noch das Abi abgelegt und dann ab zur Uni (Bundeswehr - nein, danke!). Eines Tages saß ich dann im größten Hörsaal (Audimax?) der RUB und hörte so, was die Dozenten so erzählten. Wir waren 700 Erstsemester und noch so ca. 300 "Schwarzhörer", die keinen Studienplatz an ihrem Wunschort bekommen hatten. Rechtswissenschaften, so heißt Jura offiziell als Studienfach, hatte damals keinen Numerus Clausus (Nummern Schloss). Sprich: Jeder Volldödel so wie ich konnte sich auf den Weg machen. Einziges Problem war, an die passende Uni zu kommen. Sorry für alle, die nach Passau verschickt worden sind.
Irgendwann gab es auch mal Vorlesungen. Anders als in der Schule ist bei Studiengängen, insbesondere Jura, nix zwingend vorgegeben (zumindest zu meiner damaligen Zeit). Es gibt natürlich einen "Fahrplan", der empfohlen wird. Und so sucht man sich die Vorlesungen raus, die man gerne anhören will. Es gibt keine Anwesenheitspflicht oder sonstiges. Entweder geht man hin oder nich. Wenn kein Zwang besteht, kann ich mich sogar dazu aufrappeln. Und so wurde ich ein sehr strebsamer Student, der kaum eine/keine Vorlesung verpasste. Manchmal waren aber die Kommilitoninnen (ohne vermeintliches Gender-Sternchen hier) das Interessanteste an den Veranstaltungen. Btw: Früher war Jura fast eine ausschließliche Männerdomäne, zu meiner Zeit war es aber schon fifty zu fifty.
Zurück zur Vorlesung "Einführung in die Rechtswissenschaften". Auf der Bühne stand vor den etwa tausend Leuten ein Dozent, der das Mirko-Kabel so schwang wie Freddie Mercury zu seinen besten Zeiten auf der Bühne. Ansonsten hatte er wenig Ähnlichkeit mit diesem, eher so ein Norbert Blüm-Typ mit Nickelbrille und Halbglatze. Er war Arbeitsrechtlicher, daran erinner ich mich noch. Aber ganz besonders an seine markanten Sprüche, die einschlugen wie Donnerhall:
"Wer bei Jura Gerechtigkeit sucht, ist hier verkehrt. Der sollte zur Theologie oder Philosophie rübergehen. Hier gibt es bei Gericht ein Urteil, aber keine Gerechtigkeit."
Peng!
"Nur jeder Zehnte, der hier sitzt, wird die Ausbildung komplett durchlaufen und tatsächlich Jurist werden."
Motivation sieht anders aus.
"Bis man Jurist ist, dauert es durchschnittlich 9 bis 10 Jahre. Also die sollten jedenfalls eingeplant werden."
Schluck!
Ich Volldödel hatte mich in der Berufsberatung nicht danach erkundigt, wie lange man so als Jurist braucht, um fertig zu werden. Selber schuld, wenn man da nicht nachfragt. Ich hatte so mit drei Jahren gerechnet und dann mit der dicken Kohle. Jetzt hieß es, länger zu darben.
Auch sonst war der Dozent, der die Leute so schön an Jura heranführte, ein Zyniker vor dem Herrn. Seine anderen Sprüche hab ich mir aber nicht gemerkt. Gemerkt habe ich aber schnell, dass die Vorstellungen vom Anwaltsberuf nix mit der Realität zu tun haben.
Wie es doch eine supergeile Zick wurde und warum, lest ihr bald. Jetzt ist Einkaufen am Samstag, wie manche wissen.
Ciao
Martin
PS: Wir zählten sofort jeden Zehnten in unserer Reihe ab, wer von unserer großen Gruppe übrigbleibt. Ich weiß nich, ob ich dabei war. Aber jeder war von sich überzeugt, durchzuhalten. Ene, mene muh und raus bist du.
Lesezeichen