Rache ist kälter als Stahl
Nachdem Detective Michael Conway mit seinem Partner Charles Walsh vom CPD die durchlöcherte Leiche des Mafia-Vollstreckers Jack Machine Gun in einer dreckigen Seitengasse gefunden hat, verschaffen sie sich Zutritt zum Lokal von Frank Nitti.
Teil 2
Paul Ricca führte die beiden in einen kleinen Salon, abseits des großen Trubels. Dort saß Frank Nitti auf einer Ledercouch und tätschelte die Schenkel einer Bardame. „Vera, stell dich nicht so an. Du lässt doch auch sonst jeden ran.“ Seine Hände schienen überall zu sein. Erst als Ricca ihn ansprach, schaute Nitti hoch. „Hey Boss, hier sind paar Typen vom CPD, die haben Jack tot in der Gasse hinter unserem Laden gefunden. Die wollen dich sprechen.“ Mit einem kleinen Wink schickte er die Bardame fort. „Hör ich richtig? Jack hat es erwischt? Verdammter Mist! Welcher verfluchte Hu ren sohn war das? Habt ihr Bullen ihn um die Ecke gebracht?“ Conway ließ sich auf einen Sessel plumpsen. Großen Respekt brachte er dem Nachfolger von Al Capone nicht entgegen. Auch Scarface hatten sie schließlich hinter Schloss und Riegel gebracht. „Schön wär´s gewesen, Frank. Die Drecksarbeit hat ein anderer für uns erledigt. Leider sollen wir uns darum kümmern und den Mörder jagen. Fällt dir einer ein, der etwas gegen McGurn hatte?“ Der Gangsterboss brach in schallendes Gelächter aus. „Hast du das gehört, Paul? Ob jemand auf Jack schlecht zu sprechen gewesen wäre? Nie so einen guten Witz gehört. Ihr Bullen seid im Zweitberuf doch Komiker, oder?“ Wieder schüttelte sich Nitti vor Lachen. „Paul, gib den Bullen mal ein Glas Milch, damit die wieder nüchtern werden. Die haben sich doch schon vollgesoffen, bevor sie hergekommen sind. Sonst wären die doch auch nicht mutig genug, zu mir reinzukommen.“ Nitti nahm seinen Gehstock, den er seit dem Attentat im Jahr 1932 immer noch brauchte, und zog sich daran von der Couch hoch. Demonstrativ ging er auf Conway zu, der immer noch ruhig in dem Sessel saß. Während er mit seinem Gehstock auf Conway zielte, sagte er: „Ihr Bullen seid zu blöd, um den Mörder von Jack zu finden. Aber solltet ihr es dennoch schaffen, sag mir Bescheid, damit ich diesen Schweinehund kalt machen kann. Das wird nicht dein Schaden sein. Bei mir im Sunshine Club braucht ihr den Bastard nicht zu suchen. Sucht lieber bei den fünf New Yorker Familien, denen wir ein Dorn im Auge sind. Die wollen uns hier vertreiben. Aber nicht mit Frank Nitti. Sag denen das, Bulle! Die sollen es mit mir zu tun bekommen, wenn die auf meinem Territorium sich noch mal blicken lassen. Und jetzt verpisst euch hier!“ Kaum waren die Worte verklungen, führte sie Paul The Waiter Ricca wieder zur Hintertür hinaus. Am Rande des Flurs stand noch die Bardame, die sie gerade noch vor dem Befummeln gerettet hatten. „Vera, dem Boss ist die Laune vergangen. Du kannst jetzt einen anderen vögeln gehen.“ Vera verzog ihren Mund und machte auf dem Absatz kehrt. „Könnt ihr euch hier keine ordentlichen Nu tt en mehr leisten oder warum müssen die Bardamen hier die Beine breit machen?“ Die Tür flog hinter Conway und Walsh mit einem lauten Knall ins Schloss. „Da war aber einer angepisst, Boss.“ „Hast recht, Charly, und ich frage mich, warum?“
Inzwischen war mehr Betrieb in der Gasse. Eine weitere Streife hatte die Gegend abgeriegelt. Der Leichenwagen hatte den Toten abtransportiert. Für die beiden gab es damit hier wenig zu tun, sodass sie zurück ins Revier fuhren. „Boss, meinen Sie, dass wir wirklich alle fünf Mafia-Familien aus New York unter die Lupe nehmen sollten? Nitti war sich da so sicher. Vielleicht hat er irgendwas husten gehört.“ Conway schwang sich in seinen Bürostuhl. „Hör mal, Walsh. Was der Nitti uns erzählt, kannst du nicht für voll nehmen. Wäre es ein Bandenkrieg, wäre McGurn nicht in dieser Gasse kalt gemacht worden. Als Sackgasse ist die vollkommen ungeeignet. Der Fluchtweg ist viel zu begrenzt. Du weißt, dass die Mafiosis aus fahrenden Autos auf ihre Opfer schießen. Das macht in der Sackgasse keinen Sinn. Dort kann ein Auto nicht schnell genug wenden. Reifenspuren waren außerdem gar nicht zu sehen. Die hätten uns doch auffallen müssen. Das stinkt wahnsinnig zum Himmel und das liegt nicht nur an der vollgepissten Gasse.“ Walsh stand noch ratlos herum. „Was soll ich denn dann machen, Boss? Wieder alle üblichen Verdächtigen herholen?“ „Lass uns erst einmal eine Nacht drüber schlafen. Morgen werden wir weitersehen. Meine Süße wartet schon mit dem Abendessen auf mich.“ „Hey Boss, aber nicht zu wild treiben.“ Walsh grinste über beide Backen, als Conway sich wieder seinen Mantel überwarf und gen Heimat trabte.“
12.11.2023
Martin
Lesezeichen