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Ergebnis 1 bis 7 von 7
  1. #1
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    The Night Eaters von Marjorie Liu und Sana Takeda





    Band 1: Sie verzehrt die Nacht

    Die Zwillinge Milly und Billy betreiben in New York ein Restaurant. Während der Corona-Pandemie helfen die Eltern, die eigentlich auf Hawai leben, den Betrieb am Laufen zu halten. Der Vater Keon ist so, wie man sich einen Vater wünscht: entspannt, verständnisvoll, liebevoll, hilfsbereit. Die Mutter Ito scheint dagegen etwas speziell zu sein. Ihre Vorliebe gilt ausschließlich dem Garten. Die ehemalige Stuntfrau aus Hongkong kümmert sich um jede einzelne Pflanze. Sie ist immer missmutig, hat ständig schlechte Laune, ist wortkarg, nie ohne Kippe im Mund, alles keine Eigenschaften, die üblicherweise mit einer guten Mutter verbunden werden. Und dann ist da noch das Haus gegenüber. Von Pflanzen überwuchert, heruntergekommen, seit Jahren leerstehend. Kein Makler hat es bisher geschafft, das Objekt zu verkaufen. Welches schreckliches Geheimnis birgt das Gebäude? Was weiß Ito darüber? Welcher furchtbaren Prüfung werden sich die Zwillinge stellen müssen?



    Ausgezeichnet mit dem Eisner Award 2023 in der Kategorie „Best Graphic Album - New“ geht der Band mit reichlich Vorschusslorbeern an den Start. Obwohl das Horrorgenre nicht zu meinen favourites gehört, hat mich die story sofort gefesselt. Die Autorin Marjorie Liu arbeitet mit Rückblenden, die nach und nach Motive und Hintergründe enthüllen. Wie üblich fängt alles harmlos an: Kinder, die ihren eigenen Weg im Leben suchen; Eltern, die zum Teil andere Vorstellungen haben. Der Schrecken nimmt erst nach und nach Gestalt an, bevor die Enthüllung der Wahrheit alles zum Explodieren bringt. Sehr spannend erzählt. Getragen wird die Geschichte aber von dem wundervollen Artwork. Völlig zu recht ist die Künstlerin Sana Takeda mit dem Eisner Award 2023 als „Best Painter/Best Multimedia Artist“ geehrt worden. Ihre Zeichnungen, irgendwo zwischen Comic und Manga angesiedelt, transportieren Gefühle, machen Emotionen sichtbar, lassen Handlungsweisen plausibel erscheinen. Die Panels ähneln wie bei Joris Mertens Storyboards. Manchmal bleibt die Handlung förmlich stehen, entwickelt sich in Zeitlupe, sind kaum Unterschiede zu erkennen. Große Momente. Dann wieder Action, die Geschehnisse überschlagen sich. Schon weswegen gehört diese Graphic Novell auf meine persönliche Bestenliste des Jahres.


    Bleibt abzuwarten, ob der Band auch ein wirtschaftlicher Erfolg werden wird. Splitter hat ihn in der gewohnten, dem Werk angemessenen Qualität auf den Markt gebracht. Der Preis ist damit aber fast doppelt so hoch wie das, was Cross Cult für „Monstress“ aufruft, der weiteren großartigen Comicserie des Künstlerduos. Horst hat in einem anderen thread für mich nachvollziehbar erklärt, wie solche Preisunterschiede zustande kommen. Hardcover, Gewicht, Papierqualität, Auflagenhöhe usw. Trotzdem bleibt fraglich, ob eine jüngere Zielgruppe, die Cross Cult im Auge zu haben scheint, bereit ist, ca. 30 Euro auf den Tisch zu legen. Ich drücke Splitter jedenfalls die Daumen, dass „The Night Eaters“ ein ebenso großer finanzieller Erfolg wird wie es „Monstress“ für Cross Cult zu sein scheint.


    Fazit: Nicht nur für Horrorfans sehr zu empfehlen.
    Geändert von Zardoz (29.10.2023 um 21:55 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Wieder eine sehr schöne Besprechung Zardoz. Falls Monstess mal irgendwann auslaufen sollte, werde ich vermutlich auch zugreifen. Das größere Format hätte ich mir für Monstress auch gewünscht.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Pansen
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    Was soll ich sagen Zardoz! Dank deiner Rezension werde ich mir das Werk nun auch ordern! Splitter hat dir wohl schon einige Käufe zu verdanken;-)

  4. #4
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    @Simulacrum @Pansen : Vielen Dank!

    Ich glaube aber, dass der Einfluss zumindest meiner Ausführungen auf Kaufentscheidungen eher im äußerst marginalen Bereich liegt, sich also nichts messbar auswirkt. Macht aber trotzdem Spaß, insbesondere wenn man Resonanz erfährt, erst recht, wenn sie positiv ist.

  5. #5
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Zitat Zitat von Zardoz Beitrag anzeigen
    @Simulacrum @Pansen : Vielen Dank!

    Ich glaube aber, dass der Einfluss zumindest meiner Ausführungen auf Kaufentscheidungen eher im äußerst marginalen Bereich liegt, sich also nichts messbar auswirkt. Macht aber trotzdem Spaß, insbesondere wenn man Resonanz erfährt, erst recht, wenn sie positiv ist.
    Deine Meinung hat für mich schon Gewicht. Trifft sie doch fast auch immer meinen Geschmack.

  6. #6
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Nach leichter Enttäuschung über meinen anderen Corona-Zeit-Horror-Comic: Das Haus am See hätte ich auch gerne Gewissheit, dass die Serie 1. tatsächlich mit Band 3 und 2. auch gut abschließt.

    Sonst würde ich mich nur auf preiswertere E-Comics einlassen.
    Geändert von Simulacrum (24.11.2023 um 15:45 Uhr) Grund: zu viel Ablenkung

  7. #7
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Ausgezeichnet mit dem Eisner Award 2023!

    Die neue Horrorcomic-Trilogie vom Kreativteam des Bestsellers »Monstress«!

    Für die Zwillinge Milly und Billy, Amerikaner chinesischer Abstammung, läuft es in letzter Zeit nicht rund: Ihr Restaurant steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Ihre Eltern Ipo und Keon, die noch vor der Geburt der Zwillinge aus Hongkong immigriert sind, unterstützen das Geschwisterpaar zwar mit Leibeskräften, jedoch nicht ohne Sorge um die Eigenverantwortlichkeit ihrer Kinder… Aus diesem Grund verdonnert Ipo die beiden, ihr beim Renovieren einer alten Villa zu helfen – einer desolaten Ruine, in der früher ein grausamer Mord stattgefunden hat. Doch statt nervtötender Aufräumarbeiten erwartet Milly und Billy dort ein blutiges Inferno, denn offensichtlich tragen ihre Eltern ein dunkles Geheimnis in sich…

    Das Eisner-Award-prämierte Duo Marjorie Liu und Sana Takeda laden uns ein zu einer wilden Reise in die düstersten Winkel eines verstörenden Familiendramas.
    https://www.splitter-verlag.de/night-eaters-1.html

    Und nun habe ich mir den Splitter-Klops doch geholt. Wohl wissend, dass der 2. Teil noch klopsiger und teurer werden wird, aber der abschließende 3. Klops, der im schönen Halloween-Monat Oktober parallel zum 2. Splitterband in Übersee erscheinen soll, wieder den Umfang des 1. Buches haben wird.

    Vielleicht etwas Reue, weil ich mir die deutschsprachigen Harrow-County-Klopse nicht geleistet habe, sondern die wesentlich preiswerteren und platzsparenden US-Omnibusausgaben. Aber es gibt US-Horror-Reihen, die sind erzählerisch und zeichnerisch absolut lohnend als Printausgabe. Dazu zähle ich Wytches, Locke & Key, Harrow County, (Rachel Rising mit Einschränkungen), Monstress, vermutlich habe ich jetzt wieder was vergessen ... und The Night Eaters hat auch das Potenzial dafür.

    Lustigerweise ist das Artwork von Sana Takeda hier nicht ganz so detailliert und filigran wie bei Monstress, wo einen die kleine Cross-Cult-Ausgabe mal wieder etwas schmerzt, bei Splitter haben wir jetzt dafür das große Bookformat (mit breiten schwarzen Seitenrändern). Das macht sich schon gut, ich verweise auf die Leseprobe vom Verlag.

    Das meiste hat @Zardoz ja schon geschrieben. Um mich der Übertragungsebene zuzuwenden: Wir ahnen es ja etwas, unsere geschätzten Erzeuger müssen auch schon ein Leben vor unserer Geburt gehabt haben, aber waren sie da schon dieselben Menschen, die wir kennen?

    In The Night Eaters sind die Eltern chinesische Immigranten aus Hongkong, die dann zunächst nach Hawaii und später in das New York in unserer Gegenwart weitergesiedelt sind. In Rückblenden erfährt man dann nur andeutungsweise, dass Papa und Mama vielleicht doch nicht ganz die Vita von Durchschnittsbügern hatten (z.B. wenn man mal die Jahreszahlen mit dem Alter der Zwillinge abgleicht), wovon die Zwillinge aber bisher nichts wussten.

    Wer ist diese einsilbige, harsche, kaltherzige, kettenrauchende und Gemüse züchtende Mutter Ipo? Die beschließt, ihren erwachsenen und etwas verweichlichten Kindern im Spukhaus gegenüber eine Lektion zu erteilen? Wieso ist Vater Keon der ruhige Gegenpol, greift aber nie ein?

    Welche Geister treiben uns um, vielleicht sind es auch die weitergegebenen Traumata unserer Eltern? Das sehen wir hier aus Sicht von asiatischen Einwandererschicksalen.

    An deftigen Bildern wird wie bei Monstress nicht gespart, der Gruselfaktor ist definitiv vorhanden. Ich bin gespannt, wie sich die Dinge für Mutti und ihre kleine Kernfamilie weiterentwickeln werden.

    Und wieder stelle ich fest, dass mich Covid 19 irgendwie überhaupt nicht mehr interessiert. Binnen Monaten hatte man 2023 die ganzen Restriktionen und Regeln im Beruf und Alltag im Detail schon wieder vergessen oder verdrängt, und wenn einem im Comic dann wieder die Pandemie-Regeln von vor 2-3 Jahren begegnen, wirkt das schon fast wieder wie aus einer anderen Zeit. Seltsam. Mal sehen, ob es den Kreativen auch so ging und die Pandemie im 2. u. 3 Band noch vorkommt.
    Geändert von Simulacrum (14.07.2024 um 18:32 Uhr) Grund: Ipo, nicht Iko - Jockomo feena nay

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