Bei GoT und Westworld bin ich völlig bei dir (bei letzterem fand ich nicht mal die erste Folge gut und bin glaube ich nach der dritten ausgestiegen), ebenso übrigens wie bei Breaking Bad. Aber man kann doch nicht abstreiten, dass Serien in den letzten 25 Jahren insgesamt einen riesigen qualitativen Sprung nach vorne gemacht haben. Vor 1999 waren es ja immer nur vereinzelte Serien, die da mal inhaltlich oder erzähltechnisch aus der Masse hervorstachen (oder bei der Produktionsfirma MGT (St. Elswhere, etc.) vielleicht auch mal kurze Zeit systematisch, aber lange gab's die ja dann auch nicht). Seit den Sopranos, und das war nun mal HBO, das da erzähltechnisch was ganz Neues gewagt hat, wurde das aber eben in größerem Umfang systematisch, dass die Sender diese Nischen regelmäßig bedient haben und teils immer noch bedienen. Dass sich die qualitativen Gewichte nach dem Peak des "Quality TV" (ich mag den Begriff eigentlich gar nicht) um ca. 2012-15 rum längst wieder zu Gunsten kommerziellerer Serienstoffe wie Remakes, Spin-Offs, Prequels und Sequels verschoben haben, ist ebenso unumstritten. Aber es gibt immer noch bei allen Streamingplattformen genügend hervorragende Serien, wenn man ein bisschen die Augen offen hält. Das kann man gar nicht alles gucken. Allein, dass die ARD einen Verrückten wie den Schalko einen Kafka-Mehrteiler mit diesem Budget und laut seiner Interviewaussagen völliger künstlerischer Freiheit machen lässt, wäre in den 80ern oder 90ern unvorstellbar gewesen. Oder komplexe, multiperspektivisch erzählte, auf fünf bis acht Staffeln angelegte Fortsetzungsserien nach Sci-Fi-Romanreihen wie Foundation, 3 Body Problem oder das inzwischen beendete The Expanse. Wie sahen denn Sci-Fi-Serien in den 70ern und 80ern aus? Da sind wir wieder bei Doctor Who, in meinen Augen im Kern eine Kinderserie.
Man muss nicht alles gut finden und auch nicht jeden Hype mitmachen, aber pauschal die Streamer und Kabelsender von heute verdammen und dann gleichzeitig Nebenbeifernsehen wie San Francisco und Doctor Who in den Himmel loben, passt für mich irgendwie nicht zusammen.
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